No-Limits Internationales Theaterfestival Berlin 15-25.10.2009

NO LIMITS – Internationales Theaterfestival
Berlin 15.-25.10.2009


NO LIMITS ist zurück! Nach einem Jahr Pause ist der Titel auch in der vierten Auflage wieder Programm, ästhetisch, thematisch, geografisch. Zwei Welturaufführungen, zehn Deutschlandpremieren, mehr als 200 behinderte und nicht behinderte Künstler/innen aus 14 Ländern, darunter internationale Theaterstars, spannende Neuentdeckungen und künstlerische Grenzgänger. Elf Tage Theater und Tanz, Performance und Installation, Filme und Konzerte, ungewöhnliche Auseinandersetzungen mit Goethe, Kafka, Hugo, Ibsen und Disney, Schubert, Picasso, so genannten Freaks und vielem mehr.

Eröffnet wird das Festival mit dem koreanischen Tänzer und Choreografen Namjin Kim, der zusammen mit Sidi Larbi Cherkaoui bei Les Ballets C de la B weltweit Erfolge feierte, und seinem 2006 in Südkorea gegründeten Dance Theatre Chang. Im Anschluss daran produziert Theater RambaZambas SinD4+3 Band in der No Limits Lounge elektronische Klänge zum Mittanzen und Wegträumen. Von der Lebenswelt behinderter Menschen, ihrem nicht immer befriedigenden Alltag, ihren Sehnsüchten und Träumen erzählen auf sehr unterschiedliche Weise die israelische Gruppe Kenafayim in ihrem Theaterstück „Silver Spoon“, die deutsch-norwegische Videoinstallation, Ausstellung und Performance „Natural Fiction Circus“, die Best of Look&Roll-Kurzfilmnacht, das schwedische Moomsteatern mit „Featuring Pierre Björkman – Solo on Stage“, Theater RambaZamba mit der musikalisch-theatralen „Winterreise“ nach Franz Schubert und Herbert Fritsch in seiner Leseperformance „Sprachlöchersterne“.

Um ungewöhnliche Weltwahrnehmungen, Existenzformen und Lebensträume geht es aber auch beim norwegischen Grusomhetens Teater mit ihrer posthumen Uraufführung einer Ibsen-Oper in der Ästhetik von Antoinin Artaud und in einem Doppelprogramm mit den geheimnisvoll korrespondierenden Titeln „Kafka am Sprachrand“ und „Kafka in Berlin“. Anne Tismer mit ihrer deutsch-togolesischen Installation zu Judith und das ungarische Baltazar Theater mit der Dramatisierung eines Picasso-Bildes schreiben große Mythen der Menschheitsgeschichte noch einmal um und neu, während der australische Puppenmagier Neville Tranter in „Cuniculus“ unter die Hasen geht und das Menschsein aus quasi unterirdischer Perspektive beleuchtet. Theater HORA aus der Schweiz setzt sich gleich in zwei Arbeiten mit dem imperfekten Menschen auseinander, in „Faust 1&2“ nach Goethe und in „Quasimodo Geniti“ nach Victor Hugos „Glöckner von Notre Dame“. Und das Bremer Blaumeier-Atelier macht mit „In 80 Tagen um die Welt“ aus der Vielfalt menschlicher Existenzformen begeisterndes Volkstheater. Das deutsch-norwegische Performance-Kollektiv Banality Dreams schließlich zeigt mit „The Cowboy, the Princess and the Chicken“ die Uraufführung seiner jüngsten Arbeit.

Einen eigenen Festivalschwerpunkt mit Performance, Kabarett und Dokufilm widmet NO LIMITS dem künstlerischen Multitalent Mat Fraser aus London und seiner durchaus provokanten Art, mit der Tatsache umzugehen, dass er dank Contergan als „Freak“ geboren wurde. Begleitend dazu zeigt das Filmprogramm „So genannte Freaks“ eine Reihe von verstörenden, quer schießenden Filmen, in denen Schauspieler jenseits der Norm nicht nur eine ganz andere Form von „Behindertentheater“ zeigen, sondern darüber die Gesellschaft der vermeintlich Nichtbehinderten radikal in Frage stellen. Das Abschlusskonzert gestaltet die britische Punkband Heavy Load mit ihrer anarchischen Mischung aus Siebzigerjahrepunk- und aktuellen Pophit-Coverversionen. Mit ihrer „Stay up late!“-Kampagne kämpfen Heavy Load für das Recht behinderter Menschen, abends nicht zu Hause bleiben zu müssen, nur weil ihre Betreuer Dienstschluss haben. In diesem Sinne wünscht NO LIMITS elf eindrückliche, lange Festivalnächte. Stay up late!

Festivalleiter Andreas Meder spricht über das Festival auf tv.berlin

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